FAQs zur digitalen Gebärdenübersetzung - Forschungsprojekt AVASAG

FAQ AVASAG

Im Zusammenhang mit unseren AVASAG-Webinaren finden Sie hier häufig gestellte Fragen rund um die Gebärdenübersetzung, den Gebärdensprach-Avatar, die Projektpartner, eine Projektbeteiligung und ähnliche sich zum Forschungsprojekt AVASAG ergebende Themen. Kontaktieren Sie uns gern bei weiteren Fragen.

1) Wofür steht AVASAG?
► AVASAG steht für Avatar-basierter Sprachassistent zur automatisierten Gebärdenübersetzung.

2) Was ist AVASAG?
► Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt AVASAG generiert Daten zur Gebärdenanimation. Diese Daten werden genutzt um die Künstliche Intelligenz zu trainieren. Je größer die Datenbasis, desto intelligenter wird die Übersetzungsfunktion. Die Generierung dieser vielseitigen Übersetzungsmöglichkeiten für unterschiedliche Anwendungsbereiche ist für den Gebärdensprach-Avatar also die Basis. Für die Gebärdensprache gibt es derzeit keine nutzbaren Daten. Aus diesem Grund produziert AVASAG im Vorfeld mit Partnern vielseitige Daten für unterschiedliche Anwendungsszenarien.

3) Wer sind die Partner im Verbundprojekt?
► Gemeinsam forschen und entwickeln die Charamel GmbH (Projektleitung und Spezialist für interaktive Avatar-basierte Assistenzsysteme), yomma GmbH (Experten für Gebärdensprache), Ergosign GmbH (Pionier für User Experience Design), Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz [DFKI] GmbH (Forschungsbereiche "Kognitive Assistenzsysteme", "Sprachtechnologie und Multilingualität"), Technische Hochschule Köln (Institut für Medien- und Phototechnik) und die Universität Augsburg (Human Centered Multimedia, HCM).

4) Wo in Deutschland sitzen die Projektpartner?
► Die mitarbeitenden Projektpartner kommen aus Köln, Hamburg, Saarbrücken und Augsburg. Assoziierende Partner, also Nutzende, die den Gebärdensprach-Avatar einsetzen wollen und das Projekt unterstützen, sind deutschlandweit vertreten. Darüber hinaus arbeiten wir mit der Gebärdensprach-Community zusammen, die maßgeblich an der Region der Projektpartner ansässig ist. Hier freuen wir uns aber über alle, die mitwirken möchten.

5) Was sind BITV 2.0 und BFSG?
► Nachfolgend zum am 2. Juni 2021 aktualisierten Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und der am 21. Mai 2019 aktualisierten Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) setzt das vom Bundestag verabschiedete Barrierefreiheitsgesetz (BFG) bzw. Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) vom 16. Juli 2021 eine EU-Richtlinie zum Abbau von Hürden beim Zugang zu Informationen und Kommunikation um. Mit dem Ziel alltägliche digitale Anwendungen via Computer, Tablet, Smartphone, Geld- oder Ticketautomaten barrierefrei nutzbar zu machen, müssen Unternehmen und Behörden entsprechend eine digitale Infrastruktur ohne Hürden zur Verfügung stellen.

6) Wie kann ich Vorgaben aus der BITV 2.0 und dem BFSG im Falle der Gebärdensprache erfüllen? Und wie sieht es hier mit der Echtzeitdarstellung aus?
► Gängige Lösungen sind Piktogramme, leichte Sprache, Bilder, Videos, etc. Videos von Gebärdensprachdolmetschenden sind statische Lösungen, denn einmal aufgenommen müssen sie bei Änderungen neu verfilmt werden. Die Gebärdensprach-Avatare bieten eine alternative Darstellungsform, bei der mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) Inhalte dynamisch, also auch bei Änderungen von Inhalten, direkt übersetzt werden. Somit steht immer der aktuelle Stand für die Gehörlosen-Zielgruppe in Echtzeit zur Verfügung. Unser Anspruch ist die Echtzeitübersetzung von Text in Gebärden. Das ist ganz wichtig, denn nur so ist vollumfängliche Digitale Teilhabe möglich. Allerdings sind hier enorme Daten notwendig, damit eine automatisierte Echtzeitübersetzung möglich ist. Daran arbeiten wir.

7) Mit wem stehen die Projektpartner konkret in der Gebärdensprach-Community in Kontakt? Wer entscheidet darüber, dass die Qualität des Avatars für den Praxiseinsatz geeignet ist?
► Im AVASAG-Projekt arbeiten wir mit einer Vielzahl von Gebärdensprach-ExpertInnen zusammen, die in verschiedenen Stufen des Projektverlaufs eingebunden werden. Zum einen arbeiten Mitarbeitende des Projektpartners „yomma“ aktiv an der Umsetzung mit. Aber auch in Fokusgruppen mit Gehörlosen werden User Experience-Anforderungen geprüft, diskutiert und optimiert. In der nächsten Phase werden wir mit Verbänden und Instituten zusammenarbeiten, die insbesondere bei der Akzeptanzbestimmung involviert werden. Hier gehören bereits einige Verbände zum Kooperationsnetzwerk. Wir freuen uns aber, wenn auch noch nicht partizipierende Verbände, Institutionen und Interessierte mit Know-how mitwirken wollen. Kontaktieren Sie uns gern!

8) Wie stehen Gehörlosenverbände Avataren gegenüber?
► Im Rahmen des Forschungsprojektes werden Gehörlosenverbände bei der Entwicklung einbezogen. Fakt ist, dass eine echte digitale Teilhabe rein über Gebärdendolmetschende nicht gewährleistet werden kann. Also wenn man alle Inhalte der ca. 16,6 Mio. Webseiten (Quelle: statista) digital darstellen möchte, reicht die Anzahl der Gebärdendolmetschenden nicht. Auch auf aktuelle Hinweise und Ankündigungen kann nicht in Echtzeit reagiert werden, wenn erst Videos erstellt werden. Wir möchten mit einer technischen Lösung eine echte Alternative schaffen, die einfach und direkt sämtliche Inhalte übersetzbar macht. Das ist ein absoluter Vorteil, den wir mit Verantwortlichen und Community diskutieren wollen. Es geht uns nicht darum, dass wir Dolmetschende ersetzen wollen, vielmehr aber um eine echte Digitale Teilhabe auf allen Ebenen.

9) Muss der Avatar lesen oder kann er auch sehen und hören? Bzw. können Gehörlose mit dem Avatar in Dialogform kommunizieren? Und ist die Mimik des Avatars verständlich?
► Der Avatar bildet Text in Gebärdensprache ab (denn für viele Gehörlose ist Textsprache eine Fremdsprache). Ein Dialog, bei dem die/der Gebärdende mit dem Avatar kommuniziert, ähnlich wie bei einem Chat-Bot, ist nicht Teil des Projektes. Mimik ist elementar. Wir haben den Anspruch, diese genau darzustellen. In vielen anderen Projekten ist dies nicht der Fall. Bei AVASAG arbeiten wir an einer detaillierten Darstellung von Mimik.

10) Werden Dialekte und neue entstandene Gebärden berücksichtigt?
► Es wird Deutsche Gebärdensprache (DGS) umgesetzt. Dialekte sind erstmal nicht vorgesehen. Gebärden für noch nicht lange vorhandene Begriffe werden voraussichtlich nur berücksichtigt, sofern sich hier ein Standard erkennen lässt (Beispiel: Für den Begriff “Corona” gab es anfangs keine DGS-Übersetzung. Mittlerweile gibt es etablierte Gebärden).

11) Wie viele Gebärden kann der Avatar schon?
► Es werden keine Einzelgebärden aufgenommen, sondern erstmal eine Vielzahl unterschiedlicher Sätze aus einem Themenfeld. Anhand der über diese Sätze generierten Datenpunkte wird über einen Algorithmus die künstliche Intelligenz (KI) trainiert.

12) Werden Kontraste und sehbehinderte Menschen berücksichtigt?
► Wir berücksichtigen hier die Anforderungen der BITV 2.0 (Anlage 2, Teil 1) sowie die Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Taubblinden.

13) Spielt das Thema "leichte Sprache" auch eine Rolle in dem Projekt?
► Leichte Sprache wird im Projekt erstmal nicht berücksichtigt.

14) Wie kann ich Informationen über AVASAG-Veranstaltungen mit Gebärdendolmetschenden bekommen?
► Checken Sie regelmäßig unsere Webseite für Termine, schreiben Sie uns eine E-Mail oder rufen Sie uns an. Einen ersten Einblick in das Forschungsprojekt in Gebärdensprache bietet das TV-Magazin "Sehen statt Hören" des Bayerischen Rundfunks: "DGS: Mehr digitale Teilhabe durch Künstliche Intelligenz?" (oder siehe unten). Zudem informieren wir auf unseren Social Media Kanälen über Neuigkeiten, also folgen Sie uns gern: LinkedInXINGFacebookTwitter (X)VimeoYouTubeInstagram

15) Kann ich Projektpartner werden und wie sieht eine Projektbeteiligung aus?
► Bitte wenden Sie sich direkt an uns, um eine Projektbeteiligung zu besprechen.

16) Gibt es eine Demo, damit Gehörlose die Qualität testen und das System ausprobieren können? Ist auch eine mobile Lösung als App geplant? Und für welche Bereiche wird aktuell der Einsatz von Avataren empfohlen?
► Technische Demos sollen Anfang 2022 online verfügbar sein. Einzelne Animationen werden derzeit mit der Gehörlosen-Community überprüft und können dann ebenso eingesehen werden. Im jetzigen Schritt empfiehlt sich der Einsatz in Bereichen, in denen viele einen gemeinsamen Bedarf haben. Das können standardisierte Inhalte sein, die sich regelmäßig ändern. Im Reisebereich können es aktuelle Ansagen und Informationen sein, in der Pandemie wichtige Updates, die direkt für jede/n verfügbar sein müssen. Aber auch Erklärungen, die eine Relevanz für Entscheidungen geben, sind wichtig, z.B. beim Kaufverhalten, beim Behördengang, bei Erklärungen zu komplizierten Themen, die in Textsprache nur schwer verständlich sind. Der Gebärdensprach-Avatar soll auf allen Ebenen einsetzbar sein. Hierzu gehört ebenfalls eine Integration in die App, um auch hier Inhalte direkt in Gebärdensprache darzustellen.


Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.